3. Mocabu / Zoubu - Beintraining und Schritte (Yiquan)


Moca = reiben
Zou = gehen, bewegen
Bu
= Schritt, aber auch Beinposition/Stellung

 

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Mocabu ist im Grunde "Shili für die Beine und Füße". Alles, was für Shili gilt, gilt auch für Mocabu (und umgekehrt). Mocabu schafft die Grundlage für Mobilität, Wendigkeit, Schnelligkeit in der Schrittarbeit, aber auch Gleichgewicht, Balance und Fuß- und Beinkraft. Was das Verhältnis von Arm- zu Beintraining bzw. auch die Wichtigkeit angeht wird im Yiquan gesagt: 70% Beine - 30% Arme. Das Beintraining ist wichtiger als das Training der Arme!

Zunächst werden Shili und Mocabu getrennt für sich geübt. Im Laufe des Yiquan-Trainings werden dann die Shili- und Mocabu-Übungen zusammengeführt und gleichzeitig geübt - was dann "Zoubu Shili" = Shili mit Schritten genannt wird. Hierbei geht es dann um die Integration der Schritte in die Bewegungen von Armen und Oberkörper. "Oben" und "unten" werden dabei immer mehr aufeinander abgestimmt bis sich der gesamte Körper als Einheit bewegt.

 

 

Die zwei bzw. drei Haupt-Mocabu-Übungen:

 

  1. Dingbu Mocabu = Mocabu auf der Stelle
    Ding = auf der Stelle
    Bu = Schritt

  2. Zoubu Mocabu = Mocabu mit Schritten, "Gehen"
    Zou = gehen, bewegen
    Bu = Schritt

  3. Zoubu Shili = Shili mit dem Mocabu-Gehen kombiniert
    d.h. die Mocabu-Schritte werden dann nicht mehr isoliert geübt sondern mit ins Shili integriert

 

 

Weitere "Bein-Shili-Übungen"

 

Wie oben schon gesagt, ist Mocabu praktisch eine Untergruppe von Shili-Übungen, nämlich "Shili für die Beine". Entsprechend können folgende Shili-Übungen sowohl als Bein-Shili-Übungen bezeichnet werden (und könnten somit genauso gut auch bei den Shili-Übungen "2. Shili - "Kraft genießen" mit aufgelistet werden) als auch den Mocabu-Übungen zugerechnet werden:

 

  1. Xiata = "nach unten stampfen"
    Xia = nach unten
    Ta = stampfen
  2. Zuoyou = "links-rechts"
    Zuo = links
    You = rechts
  3. Shanggou = "nach oben haken"
    Shang = nach oben
    Gou = haken

 

 

Theorie:  Mocabu

 

  1. Gesundheitsaspekte von Mocabu:

    1. laut TCM werden die drei Yin- und drei Yang-Meridiane an den Füße werden durch Mocabu aktiviert
    2. Die „Endung“ Fuß wird trainiert
    3. Gleichgewichtstraining (für alle gut, insb. Schlaganfall-Pat., alte Menschen…)
    4. Gefühl und Kraft in den Beinen wird gestärkt (auch bes. interessant für Schlaganfall-Pat., Diabetiker, MS-Patienten…)

  2. Kampfkunstaspekte von Mocabu:

    1. ohne Schritte keine Kampfkunst – wir müssen uns frei im Raum bewegen können (Flexibilität, Mobilität) und gleichzeitig möglichst stabil stehen können (Stabilität) – in China bekannte Zitate dazu:
      • „die Arme sind die zwei Türen und wir gewinnen nur durch den Schritt“
      • „es ist einfacher, tausend Techniken zu machen, als einen Schritt“
      • in China wurden die letzten hunderte von Jahren teilweise sehr statisch trainiert, mit wenig effektiven Schritten – ebenso wurde auch das Konditionstraining vielfach vernachlässigt (vielleicht teilweise aus Rücksicht vor den alten Meistern, die weniger Kondition als die jungen Schüler haben – aber das hat dazu geführt, dass viele chin. Kampfkünste wenig effektiv sind oder waren gegenüber modernen Kampfsystemen – alt heißt nicht unbedingt besser oder wie mein Lehrer Jumin Chen sagt: „umso älter, desto schlimmer“)
    1. Distanzgefühl entwickeln – dazu viel mit der Vorstellung trainieren

  3. Prinzipien beim Mocabu:

    1. mit Shen und Yi trainieren (oberstes Prinzip im Yiquan) – Hauptarbeit:
      • Jingshen Jiajie: durch den Geist andere Sachen ausleihen
        (Jingshen = Geist;  Jia = falsch, nicht echt (hier im Sinne von imaginiert); Jie = ausleihen)
      • Yinian Youdao: die Vorstellung lenkt die Bewegung/den Körper
        (Yinian = Vorstellung;  Youdao = führen, lenken)
    2. den Untergrund/Boden als uneben wahrnehmen
      • für Körper und Gehirn ist flacher Boden eigentlich nicht gut  zu wenig Reize!
    3. wachsam bleiben/aufmerksam, präsent und lebendig üben
      • z.B. als ob mit dem nächsten Schritt ein Abgrund kommt – dann den Fuß zurück ziehen statt ihn abzusetzen – damit spielen, d.h. die Schritte nicht immer gleich setzen
      • wachsam wie eine Katze, die eine Maus sieht – die Vorstellung/Konzentration ist wie ein Gong: schlägt man stark, kommt ein lauter Ton, schlägt man schwach, kommt nur ein leiser Ton (Vergleich von Wang Xiangzhai) – deshalb „wach“ üben
    4. wahrnehmen, was in Bein, Fuß, imaginiertem Bodenkontakt/Widerstand usw. passiert – die Vorstellungen lösen Körperempfindungen aus, diese wahrnehmen
    5. natürlich, weich, entspannt, langsam, fein üben und die Kraft spüren
      • „natürlich“ heißt auch mit Ruhe: das Herz sollte ruhig sein  in China heißt es „wenn das Herz keine Ruhe hat, kann man nicht genießen“ – und in China sagt man „Ruhe ist ein natürlicher Zustand für Körper und Geist“
      • „entspannt“ ist die Basis im Yiquan, denn: wenn man angespannt ist, kann man nicht noch mehr anspannen – Wang Xiangzhai sagte: „wenn etwas schon rot ist, bringt es nichts, noch rot darüber zu streichen – es wird nicht noch röter“ – deswegen erst entspannen, damit man dann anspannen kann und die Anspannung dann auch Sinn macht
      • „langsam“ ist u.a. für die Genauigkeit und Feinheit wichtig:
      • „fein“ ist die Essenz des Yiquan-Trainings – wir sollten fein/Feinheiten üben, feine Unterschiede spüren usw. – Wang Xiangzhai: „jedes Haar, jede Zelle muss man spüren/wahrnehmen“; aber andersherum auch nicht zu lange an immer kleineren Feinheiten aufhalten, irgendwann muss man auch weiter voran gehen und wieder neue/andere Sachen üben
    6. Folgende Punkte beim Mocabu beachten:
      • Körper aufrichten/aufrecht halten – ist bei Schritten schwieriger als im Stehen, bes. in den Knien, in der Hüfte oder im unteren Rücken/Kreuz, bricht man gerne weg
      • Mocabu Null-Punkt= Ausgangsposition: wenn die Füße zusammen stehen – hier an diesem Punkt darf immer eine kleine Pause gemacht werden
        • dies ist der neutrale Punkt beim Mocabu und auch die Anfangsposition für jeden Schritt – diesen Null-Punkt bewusst machen
        • nicht vorher planen, in welche Richtung man (von dieser Anfangsposition aus) geht  muss im Kampf spontan erfolgen – man muss sich in beide Richtungen (vor/zurück) bewegen können
      • fließend die Schritte setzen und die Beine bewegen
      • das Standbein spielt eine wichtige Rolle, denn mit dem Standbein wird z.B. das andere Bein aktiv geschoben (nach vorne, hinten…), es bietet Rückhalt/ Verwurzelung und somit Kraftquelle für alle Aktionen
      • die drei Schlüsselpunkte im Bein benutzen, d.h.: vor allem 1. der Fuß, 2. das Knie und 3. die Hüfte sind aktiv
        • diese drei Punkte in allen Bewegungen betonen
        • von allen drei Punkten Verbindungen und Widerstände nach außen denken, drücken + ziehen
      • einen Punkt in der Ferne suchen – und der Blick bleibt dort (auf dem Punkt bleiben) d.h. nicht links und rechts schauen und auch nicht nach unten – aber spüren, was man unten mit den Füßen macht – z.B. bei Instrumenten wie Geige und Klavier muss man auch spüren statt auf die Instrumente zu schauen
        1. auch den Bauchnabel nach vorne halten obwohl die Schritte ja leicht seitlich gehen
      • Mocabu = Zhan Zhuang – d.h. Gehen als ob man Stehen übt (und umgekehrt Stehen als ob man geht) – alle Vorstellungen aus dem Stehen ins Gehen einbauen

 

 

Bufa = Schrittarbeit

Bu = Schritt
Fa = Methode

 

  • Vorwärtsschritte
  • Rückwärtsschritte
  • Mocabu-Schritte
  • Schlangen-Schritte
  • kreisende Schritte
  • Drehungen/Wendungen
  • kleine Schritte / große Schritte
  • langsame Schritte / schnelle Schritte

 

 

 

Weiterlesen:

4. Tui Shou - "Push Hands"